Wenn
sie mit dem Gedanken spielen, sich ein
neues Auto oder Motorrad zu kaufen, und
sie wollen damit in die Alpen fahren,
dann habe ich ein paar Tips für Sie.
1. Kleinwagen
oder Oberklasse; Diesel oder Benziner?
Man nicht grundsätzlich sagen, dass
die eine Klasse für das Gebirge geeignet
ist und die andere Klasse ungeeignet ist.
Wer ein Auto kaufen will, das möglichst
"bergtauglich" ist, sollte aber
auf folgende Punkte achten: Gewicht, PS, Drehmoment, Grösse.
Nur anhand der Kombination dieser 4
Merkmalen kann man ein KFZ auf seine
Eignung für das Gebirge beurteilen. Ein
Beispiel soll dies verdeutlichen: Ein
S-Klasse Mercedes oder ein 7-er BMW haben
zwar viel PS und ein hohes Drehmoment.
Aber das hohe Gewicht und die ausladende
Karrosserie machen ein KFZ der Oberklasse
nicht gerade zum idealen Gefährt auf
engen und steilen Bergstrassen. Ein
Motorad dagegen ist kompakt und leicht.
Wenn es dann mit einem Leistungsstarken
Motor ausgerüstet ist, werden
Passfahrten zum Genuss.
Doch nicht jeder möchte (oder kann)
sich ein Motorrad kaufen. Auch werden
sich die wenigsten einen PS-starken und
leichten Sportwagen leisten können.
Darum habe ich für Sie ein Paar Tips
zusammengestellt, die Ihnen eventuell die
Kaufentscheidung
erleichtert.
Die Tips beruhen zum größten Teil
auf persöhnlicher Erfahrung. Wenn ich
Automarken nenne, so sind diese nur als
Beispiele zu sehen und sollen keinen
Hersteller benachteiligen oder
bevorzugen.
2.
Gewicht
Die Auswirkungen des Gewichts eines
Autos auf Verbrauch und Fahrleistungen
wird viel zu oft unterschätzt. Da
wundern sich die Leute, warum ihr neuer
Mittelklassewagen einen so hohen
Verbrauch hat und oft mehr verbraucht als
der 10 Jahre alte Vorgänger. Gleiches
gilt für die Fahrleistungen. Sorgten
früher noch 100 PS in der unteren
Mittelklasse für eine sportliche
Beschleunigung, so gewinnt man mit einem
aktuellen BMW 316i oder Audi A 4 1.6 kaum
noch einen Sprint an der Ampel. Der Grund
dafür ist das Gewicht. Hatte ein 3-er
BMW vor 20 Jahren noch um die 1.100 kg,
so sind es heute schon 1.500 -1.700kg!
Was ich damit sagen will: um so
leichter ein Auto um so weniger
Anforderungen werden an den Motor
gestellt. Gerade auf steilen
Alpenstrassen ist jedes Kilogramm weniger
ein Vorteil. Beim Kauf eines Autos
sollten Sie daher immer auch auf das
Gewicht des Autos achten.
Zusatzausstattung wie Klimaanlage,
Anhängerkupplung, Reservekanister,
Bordwerkzeug, etc. erhöht ebenfalls das
Gewicht. Zum Schluss noch ein Tipp für
die Urlaubsreise: wollen Sie mit Kind und
Kegel über die Alpen fahren? Dann planen
Sie die Route genau! Denn bei 4 Personen
+ Gepäck kommt leicht eine Zuladung von
500 kg zusammen.
3. Pferdestärken
PS kann man natürlich nie genug
haben. Eine Faustformel gibt es
natürlich nicht, da nicht nur die
Pferdestärken sondern auch das
Drehmoment des Motors entscheidend ist.
Erst eine Kombination von viel PS und
hohem Drehmoment sorgt für entsprechende
Fahrleistungen.
Um am Berg nicht zur
"Verkehrsbehinderung" zu
werden, habe ich folgende Faustregel
aufgestellt:
- 8 PS je 100 kg (z. B. bei 1200 kg
also knapp 100 PS) ermöglichen
ein "mittschwimmen" im
Verkehr.
- 10 PS je 100 kg (z. B. bei 1200
kg also 120 PS) ermöglichen
schon etwas sportlicheres Fahren.
4.
Drehmoment
Bei der Beurteilung der Leistung eines
Fahrzeugs wird oft das Drehmoment
unterschätzt. Während hohe PS-Zahlen
mit hohen Drehzahlen verbunden sind, seht
das maximale Drehmoment schon bei
mittleren Drehzahlen zur Verfügung. Ein
hohes Drehmoment hilft damit beim
Beschleunigen aus niedrigen Drehzahlen,
was z. B. das Überholen und Anfahren am
Berg erleichtert. Diese Motoren liefern
viel Drehmoment:
- (Saug-)Motoren mit viel Hubraum:
z. B. "V 8" Motoren aus
USA (auch wenn sie mal
"small block" genannt
werden); sonstige, meist in der
Oberklasse eingebaute, Motoren
- Turbomotoren (Benziner): z. B.
bei VW/Audi "1,8 T";
Porsche "Turbo"
- Turbodiesel: alle
"TDI", "HDI",
"CDI", "TD",
"TDS", "JTD"
usw.
- Kompressormotoren: z. B. Mercedes
230 "Kompressor"; VW
G-40, G-60; Mini Cooper S
Bei modernen Motoren sorgen außerdem
technische Neuerungen wie variable
Ventilsteuerungen und Schaltsaugrohre
für einen guten Drehmomentverlauf. Beim
Vergleich Diesel gegen Benziner spielt
das Drehmoment eine wichtige Rolle. Denn
moderne Dieselmotoren sind in der Regel
von einem Turbolader unterstützt und
bieten damit oft bessere Leistungen als
ein vergleichbarer Benziner mit
Saugmotor.
- Ein Beispiel soll dies
verdeutlichen: Ein 2.000 ccm
Benziner (ohne Turbo) bietet ein
max. Drehmoment von ca. 170-200
Nm (mit Abweichungen, wobei sich
höhere Verdichtung, Super-Plus
Benzin, und techn. Verbesserungen
sich positiv auf das Drehmoment
auswirken).
- Ein moderner 2.000 ccm
Turbodiesel erreicht dagegen fast
die doppelten Drehmomentwerte von
ca. 300-400 Nm (mit
Abweichungen).
Allerdings ist Drehmoment allein nicht
alles. Erst in Kombination mit einem
großen Drehzahlband und somit
gleichzeitger Leistung (Fahrbarkeit) wird
ein drehmomentstarkes Auto interessant.
5.
Grösse
Wie oben schon erwähnt, ist ein
kleines Fahrzeug geeigneter für schmale
Bergstrassen als ein PKW der Oberklasse.
Natürlich ein PKW der Oberklasse auch
seinen Vorteil, nur sollten Sie sich
besonders auf Bergstrassen, die nicht dem
allgemeinen Strassennetz angegliedert
sind, genau überlegen ob Sie sich und
Ihrem Auto das antun wollen. Scharfe
Kehren können schon einmal die Grenzen
eines Autos aufzeigen. Auf
"normalen" Alpenpässen sollten
Sie allerdings auch mit einem grösseren
Auto keine Schwierigkeiten haben. Ein
Indiz kann auch das Verbot von Wohnwagen
sein, wo Wohnwagen erlaubt sind, sollte
auch ein grosses Auto durchkommen.
Eine Familie mit 5 Personen und
Gepäck wird kaum in einen VW Lupo passen
und ein Besitzer einer Mercedes E- oder
S-Klasse wird kaum in einen kleinen Fiat
umsteigen (höchstens als Zweitwagen).
Welchen Kompromiss Sie bei der Grösse
eingehen (müssen) bleibt Ihnen
natürlich selbst überlassen.
6. Was soll ich nun
kaufen?
Ein Kleinwagen hat den Vorteil des
leichten Gewichts und der kompackten
Abmessungen. Ein Auto der Oberklasse
dagen bietet mehr Sicherheit, mehr Platz
und mehr Komfort. Oft ist die
Kaufentscheidung auch eine Frage des
Design, des Prestige und nicht zuletzt
des Geldbeutels. Sieht es in der Kasse
eher knapp aus, sollten Sie nicht ein
grosses Auto mit der schwächsten
Motorisierung kaufen, sondern im Zweifel
ist es besser eine Klasse tiefer zu
gehen, aber dafür eine bessere
Motorisierung auszuwählen.
Zum Schluss habe ich noch ein paar
Beispiele aus verschiedenen
(Gewichts-)Klassen für Sie
zusammengestellt. Die angegebenen Hubraum
und PS Zahlen geben einen ungefähren
Anhaltspunkt für ein Auto, mit dem man
am Berg nicht zum
"Verkehrshindernis" wird (siehe
auch oben bei PS).
Kleinwagen z. B. VW
Lupo/Polo, Opel Corsa, Ford
Ka/Fiesta, Peugeot 106/206,
Renault Twingo/Clio, etc
|
Kompaktklasse z. B. VW
Golf, Opel Astra, Mercedes
A-Klasse, Ford Focus, Peugeot
308, etc.
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Mittelklasse BMW 3-er,
Mercedes C-Klasse, Audi A4, VW
Passat, Ford Mondeo,
etc.
|
obere
Mittelklasse BMW 5-er,
Mercedes E-Klasse, Audi A6, etc.
|
Oberklasse Mercedes
S-Klasse, BMW 7-er, Audi A8, etc.
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Benziner |
Diesel |
Benziner |
Diesel |
Benziner |
Diesel |
Benziner |
Diesel |
Benziner |
Diesel |
1.400 ccm |
1.400 ccm |
1.600 ccm |
1.600 ccm |
2.000 ccm |
1.900 ccm |
2.200 ccm |
2.000 ccm |
2.500 |
2.500 |
75 PS |
70 PS |
110 PS |
100 PS |
150 PS |
150 PS |
180 PS |
170 PS |
200 PS |
180 PS |
|