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Vorderer
Brochkogel (3.562 m) |
Zusammenfassung:
Gesamtzeit: |
ca.
14 Stunden |
Aufstieg: |
ca.
1.700 Höhenmeter, ca. 8-9 Std. |
Abstieg: |
ca.
1.700 Höhenmeter, ca. 5-6 Std. |
Schwierigkeiten: |
Hochtour
ohne Gletscherbegehung, am Grat einige
Ier Stellen, Trittischerheit und
Schwindelfreiheit unbedingt erfoderlich |
Ausgangspunkt: |
Vent
1.985 m |
Charakter:
Der Vordere Brochkogel ist allein durch die
Höhe eine bedeutende Erhebung der Ötztaler
Alpen. Durch die direkten Nachbarn, die
Wildspitze und Hinterer Brochkogel verliert der
V. Brochkogel jedeoch deutlich an
"Wert". Von Ost oder West erscheint er
eher behäbig und breit, der Nord-Südgrat ist
dagegen durchaus ausgeprägt. Der Normalweg über
den Südgrat bietet daher zum Schluss luftige
Kletterei mit Schwierigkeitsgrad I. Als Tagestour
- wie von mir begangen bedarf es ausreichend
Kondition. Besser übernachtet man auf dem
Brandenburger Haus.
Beschreibung:
Am 27.07.2009 fuhr ich mal wieder nach Vent
ins Ötztal. Beim Ortseigang war auf einer Wiese
ein großer Parkplatz ausgewiesen, der gegen
Mitternacht noch gut gefüllt war. Die
umliegenden Berghütten dürften an diesen Tagen
recht voll gewesen sein.
Sofern man nicht den Sessellift nach Stablein
genommen hat, geht man etwa in Ortsmitte
nördlich auf einem Fahr- oder Wanderweg in
Richtung Bergstation Stablein (2.356m).
Der Sessellift kam mitten in der Nacht natürlich
nicht in Frage und ich nahm den Fahrweg, der
angenehmer zu laufen ist.
Hinter Stablein geht es zunächst eine Kehre auf
dem Fahrweg weiter, ehe dann der Fußweg in
Richtung Breslauer Hütte westlich abzweigt.
Zun?chst auf breitem und nur leicht ansteigendem
Weg erreicht man das Rofenkar mit Brücke über
den rauschenden Bach.
Dahinter überwindet man eine Steilstufe und
steht auch schon vor der Breslauer
Hütte (2.844m).
Im Morgengrauen folgte ich weiter in westlicher
Richtung dem Seufertweg durch das Mitterkar. Der
Seufertweg geht in Richtung Vernagthütte.
Hier ergibt sich bald ein Ausblick auf mögliche
Routen, die ich in dieses Bild
eingezeichnet habe.
- Grün ist die Route über den ganzen
Südgrat
- Rot ist meine Route im Aufstieg (weniger
empfehlenswert)
- Braun ist meine Route im Abstieg
(empfehlenswert)
- Blau ist bei guter Schneelage im Kar eine
mögliche Skiroute (oberer Teil
geschätzt 45-50° steil)
Die Nummern im Bild entsprechen den Standorten
der im Text beschriebenen Bilder.
[Nicht auf dem Bild darstellbar ist eine weitere
Variante durch das Platteikar. Die Route war
nicht einsehbar und ich kann hierzu keine
Aussagen treffen.]
Man durchquert mit Höhenverlust fast das ganze
weitläufige Tal bis zu einem Wegweiser Richtung
Vorderer Brochkogel (ca. 100m nach der 2.
Brücke). Alternativ steigt man auf einer
Seitenmoräne des (ehemaligen) Mitterkarferners
bis ca. 2.900m hoch und quert dann unterhalb
einer Steilwand nach Südwesten in den Wandfuß
des V. Brochkogel hinein (siehe Bild). Folgt man
dem Wegweiser, verlieren sich möglicherweise die
Steigspuren rasch an einer grasigen Steilstufe.
Man bleibt dann immer nördlich des Baches und
gelangt bald in ein flacheres Kar, das einen an
den Wandfuß des V. Brochkogels bringt. Hier
befindet sich ein kleiner malerischer See (Bild 1).
Nun entweder auf den Anfangs breiten Südgrat
wechseln oder in der Südwestflanke bleibend
jeweils problemlos über Schutt aufwärts. In der
Mitte der Südwestflanke ergibt sich ein guter
Einstieg in den Südgrat (siehe braune Route im Bild).
Ansonsten gelangt man erst bei ca. 3.400m auf den
Südgrat (der Ausstieg ist steil und brüchig,
daher ist die rote Variante im oberen Teil nicht
empfehlenswert, siehe Bild 2). Aber
auch der Südgrat hat zwischen 3.100 und 3.400m
kaum echtes Gehgelände. Die Schwierigkeiten
bleiben aber im Ier-Bereich. Zwischen 3.400 und
3.500m lehnt sich das Gelände zurück und bleibt
im Wesentlichen Gehgelände (siehe Bild
3).
Ab 3.500m wird die Schneide wieder
ausgeprägter und es gilt diverse kleine
Gratrücken teilweise ausgesetzt zu
überklettern. Ein markanter Gratturm (Bildmitte 4)
wird links umgangen, ansonsten überklettert man
die meisten Hürden (Bild 5).
Die Schneefelder waren Ende Juli unproblematisch.
Kurz vor dem Gipfel befindet sich die
Schlüsselstelle: Eine staumauerartige, rechts
und links steil abfallende Platte, die an der
linken Kante überwunden werden muss (Bild 6).
Da ich nicht 100%ig schwindelfrei bin und ohne
Sicherung war mir dieser Abschnitt zu riskant. So
belies ich es beim Vorgipfel. Nach der Platte
käme noch eine steile 1er Passage auf den nahen
Gipfel.
Eindrucksvoll präsentiert sich im Verlauf der
Tour die Südflanke der Wildspitze sowie der
Weißkamm mit Talleitspitze und Kreuzspitze,
Weißkugel und die anderen vergletscherten Gipfel
der südlichen Ötztaler Alpen. Bei guter
Fernsicht sind Bernina- und Ortlergruppe zu
erkennen.
Der Abstieg erfolgte zum großen Teil wie der
Aufstieg, bis auf die oben beschriebene Variante
in der Südflanke.
Beim Abstieg wurde ich von einer Frau
angesprochen, die Ihren Partner am Brochkogel
"verloren" hatte. Handys hatten beide
nicht dabei. Nach einer gemeinsamen Suche und
einigen Versuchen, über mein Handy die
Bergrettung zu erreichen, tauchte der Gesuchte
dann glücklicherweise doch hinter einem
Bergrücken auf. Die Aktion kostete mich einige
Zeit und Energie. Mit so ziemlich letzer Kraft
kam ich dann gegen 17.00 Uhr wieder in Vent an
(und ärgerte mich darüber, den Sessellift im
Abstieg nicht genommen zu haben).
Anmerkungen:
- Als Tagestour nur bei guter Kondition
empfehlenswert
- Übernachtung auf der Breslauer Hütte
sinnvoll
- Bei Benutzung des Sesselliftes verkürzt
man die Tour um ca. 460 Hm
- Landschaftlich reizvoll
- Als Skitour für erfahrene Tourengeher
möglich
- Beste Jahreszeit zu Fuß ist der
Sommer/Spätsommer
Bilder:
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