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l'Albaron
(3.637 m)
(weitere Bilder siehe unten)
Zusammenfassung:
Gesamtzeit: |
ca.
12-13 Stunden |
Aufstieg: |
ca.
1.800 Höhenmeter, 7-8 Stunden |
Abstieg: |
ca.
1.800 Höhenmeter, 5 Stunden |
Schwierigkeiten: |
Hochtour,
die den kompletten Bergsteiger fordert:
Kletterstelle bis II, Schnee/Firn bis 45
°, Spalten, keine markierten Wege
sondern Trittspuren oder Steinmänner,
Kondition erforderlich |
Ausgangspunkt: |
Parkplatz
bei Vincendieres (1.830 m) |
Charakter:
Der l'Albaron befindet sich in der Haute
Maurienne, diese wiederum zwischen der Vanoise
und den Graischen Alpen. Dieser Teil Frankreichs
ist touristisch noch relativ wenig erschlossen
und landschaftlich überaus reizvoll. Mit 3.637 m
stellt der Albaron eine der bedeutenderen
Erhebungen zwischen Gran Paradiso und Mont Cenis
dar. Bis auf die Südseite ist er stark
vergletschert. Charakteristisch fü den Albaron
ist der behäbig breite Gletscherunterbau mit
einer aufgesetzten "Felsburg". Neben
der länge der Tour und den üblichen Gefahren
auf Gletschern stellt die "Gipfelburg"
die Schlüsselstelle dar (II).
Beschreibung:
Nachdem es Ende August in den nördlichen
Alpen ordentlich gescheit hatte, waren die
französischen bzw. graischen Alpen die bessere
Wahl für eine Hochtour. Der Albaron war seit
letztem Jahr auf meiner Wunschliste. Vom Iseran
aus (siehe Bild) sah er für mich
machbar aus. Die Tour fand am 31.08./01.09.2006
statt.
Per PKW erreicht man die Haute Maurienne
entweder von Norden über den Col de l'Iseran
oder über Westen aus Richtung Chambery durch das
Tal der Arc. Ich wählte letztere Strecke wegen
der besseren Straßen. Hinter Bessans zweigt ein
kleines Seitental zum Weiler Averole ab. Gleich
am Eingang hatte ich am späten Nachmittag eine
herrliche Sicht auf die Pointe de Charbonnel, 3.752
m, siehe Bild. Die Charbonnel "begleitet"
einem eigentlich immer bei der Tour. Etwas
später hatte ich diese Aussicht.
Überraschenderweise war die - für französische
Verhältnisse gute - Teerstraße bis Averole
nicht befahrbar sondern bei ca. 1.830 m durch
Verbotsschild gesperrt. Dies bedeutete ca. 150 Hm
mehr als geplant.
Also galt es, hier am Weiler Vincendieres das
Auto abzustellen und einen Aufstieg über einen
steilen Grashang zur Almsiedlung la Buffaz/las
Planors zu improvisieren. Direkt gegenüber dem
Parkplatz stieg ich den Wiesenhang hoch, wobei
ich mich tendentiell etwas links hielt. Nach
kurzer Zeit erreichte ich einen Trampelpfad, der
an verfallenen Hütten vorbeiführte (schon etwas
oberhalb: Bild). Weiter geht es einem
schönen Pfad entlang, der am linken Rand eines
Tälchens Richtung einer alten Seitenmoräne des
Glacier du Grand Fond führt. Auf ca. 2.700 kommt
man zu einer Ebene und danach beginnt die Moräne.
Auf bzw. später rechts neben ihr erreicht man
bald die fast ebenen Schotter- und Sandfelder
unterhalb des Glacier du Grand Fond. Doch zuerst
stand ein sternenklares und frostiges Biwak auf
ca. 2.900 m an. Hier beleuchten die letzten
Sonnenstrahlen die Pointes des l'Ouillarse (3.435
m).
Am nächsten Morgen wurde es dann spannend.
Der Glacier du Grand Fond, über den der Aufstieg
erfolgen sollte, war nur teilweise aper,
teilweise mit Neuschnee der letzten Tage bedeckt.
Auf diesem Bild sind einige - aber nicht
alle - Spaltenzonen und der Gipfelaufbau gut zu
erkennen (Bild aus unbekannter externen Quelle).
Zuerst ging ich links neben dem Gletscher. Etwa
in Bildmitte querte ich an den rechten Rand und
von dort diagonal nach links oben zum
Gipfelaufbau. Als Alleingänger waren die
Verhältnisse an der Grenze: "Spaltenstochern"
war angesagt. Es ging dann zwar schon, ohne dass
ich eingebrochen bin. Allerdings entschied ich
mich für einen den Abstieg über die Südseite.
Nach einer Geländestufe sieht man das erste
mal den Gipfelaufbau. Hier befindet
sich auch die Schlüsselstelle: Zuerst ein 45°
steiles Eis/Firnfeld bis zum Einstieg in die
Felsen, dann ca. 20 m IIer bis zum Gipfelplateau
mit Fixseil (siehe Bild). Bis zum Felsen ging es
noch ganz gut - Steigeisen und Stöcke/Pickel
sind obligatorisch. Im Fels war dann nach einigen
Metern für mich schluss. Manche Stellen waren
vereist - und das bei technischen Schwierigkeiten
an meiner persönlichen Obergrenze. Das war mir
dann doch zu gefährlich. Auch wenns nicht ganz
zum Gipfel gereicht hat war die Aussicht bei
bestem Wetter phänomenal. Vom Monte Viso bis zum
Wallis war alles zu sehen.
Nach mir hat noch eine größere Seilschaft den Gipfel
versucht. Vor dem Fels sind dann erstmal zwei
Mitglieder ins Seil gerutscht (nicht im Bild).
Steigeisen aus-/anziehen im 45° Hang ist eben
nicht ganz ohne. Ob es die Seilschaft bis oben
geschafft hat, konnte ich nicht mehr beobachten.
Steigende Temperaturen und die Spaltengefahr
drängten zum Aufbruch.
Auf den Aufstiegsspuren der Seilschaft ging es
dann über die Südflanke wieder hinunter. Die
Südseite ist wesentlich steiler (ca. 40°) als
die Westflanke mit dem Glacier du Grand Fond.
Dafür ist die Spaltenzone am Gletscher kürzer (trotzdem
hat es einige tiefe Spalten). Bei den halbaperen
Verhältnissen war die Südseite im nachhinein
betrachtet die bessere Wahl. Über den
Gletschersattel in Bildmitte und dann rechts
durch die Kare/Moränen erfolgte der Abstieg. Auf
ca. 2.700 m findet man zuerst Trittspuren und
dann einen Pfad, der hinunter ins Tal Richtung
Refuge d'Averole führt.
Der weitere Abstieg über Averole das Tal
hinaus zieht sich ziemlich hin. Jedoch wird man
durch die wunderschöne Landschaft entschädigt.
Die Beiden Bilder 1 und 2 sollen dies verdeutlichen.
Anmerkungen:
- Auch als Skitour möglich, dann aber
wegen möglicher Lawinengefahr nicht
über die Südseite sondern den Glacier
du Grand Fond.
- Von Norden ist ebenfalls ein Auftieg auf
den Albaron denkbar: l'Ecot, Refuge des
Evettes (ggfs. Übernachtung), Glacier
des Evettes, Südostgrat zum Gipfel..
- Auch ohne die Besteigung des Albaron
wäre wegen der herrlichen Landschaft das
Tal nach Averole einen Besuch wert.
- Wer eine Gletscherbegehung scheut,
könnte vor Ort die dem Albaron westlich
vorgelagerte Ouille de Allegra (3.130 m)
vermutlich ohne große Schwierigkeiten
besteigen.
Bilder:
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